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Pressestimmen

Oh, wie schön ist Panama, Nordseezeitung

Sie suchen das Land ihrer Träume

„Oh, wie schön ist Panama“ im Figurentheater: Mit wenigen Mitteln wird die Geschichte vom kleinen Bären und Tiger lebendig

Von Anne Stürzer

Bremerhaven. Zu Hause Kann es so schön sein. Nur manchmal ist es da ein bisschen langweilig. Wen das Fernweh packt, der lässt sogar das Paradies im Stich. Wie der kleine Tiger und der kleine Bär. Wenn die beiden Kumpel eine Reise tun, dann haben sie viel zu erzählen. Sehr zur Freude des Publikums im Figurentheater. Die Zuschauer jedenfalls haben gut daran getan, ihr Zuhause zu verlassen. Denn Theater kann so schöööön sein.

Die Aufführung zeigt: Janoschs „Oh wie schön ist Panama“- Geschichte aus dem Jahr 1978 fasziniert noch immer. Das Kinderbuch erzählt zeitlos von Freundschaft und der Suche nach dem Glück. Tiger und Bär haben zwar zwischendurch auch beim Film und Fernsehen Karriere gemacht, doch dafür mussten sie einen Preis zahlen. Ihr Abenteuer wurde mit viel Action und einem völlig anderen Schluss so aufgepeppt, dass der Kern nur noch zu erahnen war. Das müssen die kleinen Kerle im Figurentheater nicht befürchten. Hier dürfen sie ganz sie selbst sein, selbst wenn ein paar Dialoge neu hinzugekommen sind.

Die beiden Kumpel brauchen nicht viel, jedenfalls nicht an materiellen Werten. Ein Dach über dem Kopf und ein leckeres Mahl auf dem Tisch machen sie bereits rundum zufrieden. Die beiden Frauen, Regisseurin Ulrike Andersen, die Leiterin des Figurentheaters und Spielerin Stefanie Hattenkofer brauchen ebenfalls nicht viel. Sie sind sehr genügsam was die Ausstattung angeht. Ein aufwändiges Bühnenbild ist ihre Sache nicht. Sie setzen auf einfache Materialien, ein Gartentisch, Stühle, ein großer Karton, Gummihandschuhe, Wäscheklammern und ein Kissen. Diese reichen völlig aus, um das gemütliche Zuhause von Bär und Tiger zu zeichnen, nicht zu vergessen die Tiere die ihnen im Verlauf ihres Abenteuers begegnen.

„Wo soll denn dieses Panama sein? Du bist ein Lügenbär“
Der verzweifelte Tiger, der während der Reise Hunger bekommt

Fantasie an die Macht. Die Wäscheklammer verwandelt sich in einen Sich und kurz darauf symbolisiert sie einen Pilz. Die Decke wird sowohl zum Moos, als auch zur Baumkrone. Spielerin Stefanie Hattenkofer zaubert aus einem roten Handtuch eine Fuchs. Aus einer weißen Strumpfhose und einem Gummihandschuh wird eine ängstliche Gans, aus einer Bürste ein Igel. Und so weiter und so fort. Andersen und Hattenkofer bringen so die Kinder zum Staunen, die zu Hause ein viel perfekteres Puppenhaus besitzen, doch dieses Karton-Zuhause mit rotem Kissen-Sofa viel schöner finden.

Immer der Banane nach: Der Weg, den Bär und Tiger zurücklegen, entsteht ebenfalls erst in dem Moment, in dem die beiden losgehen. Eine Holzlatte wandert vom Tisch zum Stuhl, von dort zum nächsten Stuhl. Dass die beiden bei der Suche nach dem Land, in dem es nach Bananen duftet, im Kreis gelaufen sind, wird erst am Ende klar. Wenn die zwei es sich auf ihrem roten Sofa gemütlich machen, würden wir uns am liebsten dazusetzen. Denn unser Land der Träume steht seit gestern im Figurentheater.

Nordseezeitung, 09.05.2019

Oh, wie schön ist Panama, Kreisbote Landsberg am Lech

Auf der Suche nach dem Glück

Alles fängt mit einer kleinen Kiste an. Stefanie Hattenkofer braucht nicht viel, um die Geschichte „Oh, wie schön ist Panama“ zu erzählen. Aber das macht vielleicht auch den Reiz aus, für Kinder zu spielen. Deren Phantasie ist noch Grenzenlos. Eine Wäscheklammer verwandelt sich so ganz schnell in eine Forelle. Aus einer weißen Strumpfhose und einem gelben Gummihandschuh wird eine Gans. Und zwei gestapelte Stühle werden mit Hilfe eines grünenKisssens und einer Grünen Decke zu einem riesigen Baum.

Aber nicht nur Kinder sind von der Geschichte eingenommen. Auch als Erwachsener ertappt man sich dabei, wie man gebannt auf die Bühne sieht und den Bären und den Tiger auf ihrer Suche nach Panama begleitet. Die beiden Freunde sind auf der Suche nach Panama. Oder sind sie doch eher auf der Suche nach dem Glück? Schließlich soll in dem neuen Land alles viel schöner sein.

Der Kinderbuchautor Janosch hat damit schon 1978 die Abenteuerlust und den Entdeckungsdrang seiner Leser geweckt. Figurenspielerin Hattenkofer und Regisseurin Ulrike Andersen gelingt das auch 40 Jahre später noch mit ihrem Kindertheater.

Hattenkofer ist alleine mit den Figuren auf der Bühne. Sie leiht ihnen ihre Stimme. Und auch den Part des Erzählers übernimmt sie. Das macht sie mit so viel Charme und Spielfreude, dass es förmlich ansteckend ist. Es gibt viele humorvolle Stellen. Für einige sorgen auch die zuschauenden Kinder. So freut sich der kleine Bär auf sein Lieblingsessen: Forelle mit Honig-Senf-Soße. Das scheint ein Kind anders zu sehen und ruft inbrünstig „Bäh“.

In einem Stück für Erwachsene wäre das nicht passiert. Die hätten dem kleinen Bär und dem kleinen Tiger auch nicht besorgt nachgerufen, als sie vor lauter Blödeln ihre Tigerente zurückgelassen haben. Aber das zeigt eines sehr schön: Hattenkofer hat es mit ihrer Darstellung geschafft, die Kinder quasi in den Bann zu ziehen. Sie waren nicht nur bloße Zuschauer, sondern Teil der Reise nach Panama.

Dass Hattenkofer das im wahrsten Sinne des Wortes so spielerisch gelingt, liegt sicherlich auch an ihrer reichlichen Erfahrung im Figurentheater. Schon etliche Stücke hat sie mit dem Figurentheater auf die Bühne gebracht. Darunter auch weitere Klassiker wie „Wo die wilden Kerle wohnen“.

Kreisbote Landsberg am Lech, 06.11.2019

Edgar unterwegs nach Weihnachten, Bad Dürkheim

Weihnachten in der Dachs-Höhle

Figurentheater: „Edgar unterwegs nach Weihnachten“

Von Sigrid Ladwig

Wie wichtig und wohltuend das freundliche Miteinander ist, erlebten junge Theaterfreunde am Donnerstag im Haus Catoir: Im voll besetzten Saal spielte das Figurentheater Hattenkofer auf Prien sein Stück „Edgar, unterwegs nach Weihnachten“ und bezauberte damit kleine wie große Zuschauer.

Eben noch lebhaft und aufgeregt, werden die Kinder im nächsten Augenblick still und gebannt. In einer einfach und zugleich stimmungsvoll aufgebauten Bühnenlandschaft zeigt Stefanie Hattenkofer, wie die kalte Jahreszeit Einzug hält. Die Figurenspielerin selbst ist mit Mütze und hochgeschlagenem Kragen warm angezogen, steckt sie doch selbst mittendrin im winterlichen Geschehen.

Aufmerksam lauscht sie auf die Laute der Natur und nimmt ihr Publikum mit: “Hört ihr sie schon?“ Gemeint sind die Graugänse, die in den Süden ziehen und bald am (Bühnen-)See rasten. Die Darbietung wirkt so lebensnah, dass man die wilden Gänse sogar im Wasser plätschern hört.

Ihre ausdrucksstarken Tischfiguren hat Stefanie Hattenkofer aus Stoff und Leder selbst gebaut. Sie führt sie im offenen Spiel an kleinen Kopfstäben und fühlt sich spürbar in ihre Charaktere ein. Dabei verschmilzt sie regelrecht mit ihnen. Wenn etwa der Igel ein Winterquartier sucht, werden die Finger der Spielerin zu flinken Tierbeinen. Jedes dieser Tiere offenbart mit seinen Bewegungen eine eigene Wesensart und jedes bereitet sich anders auf die harte Winterzeit vor. Leichtfüßig umher huschend erleben die jungen Zuschauer das Eichhörnchen, hurtig den ebenso liebenswerten Igel und verschlossen dagegen den kauzigen Dachs.

In der Selbst erdachten Handlung zeigt Stefanie Hattenkofer, wie derweil die frierende Gans Edgar in Not gerät. Sie ist nicht mit den anderen Wildgänsen weiter gezogen, weil sie auf Weihnachten warten will. Während es immer kälter wird, entführt die Figurenspielerin ihr Publikum in eine weiß verhüllte Bühnenlandschaft auf die sie Schneeflocken rieseln lässt. Die Inszenierung unter Regie von Angelika Jedelhauser zeigt das Geschehen in betont ruhigem Spielfluss. So kann das Publikum den besonderen Wandel der Tiere nachvollziehen: Dank Edgar entdeckt jedes von ihnen Weihnachten und entwickelt eigene Ideen dazu. Beispielsweise ist das Verhalten des bisher abweisenden Dachses. Angesichts Edgars Not wird gezeigt, dass unter dem ruppigen Fell doch ein warmes Dachsherz schlägt.

Ohne den Zuschauern eine falsche Romantik aufzudrängen, vereint das Stück zuletzt alle Tiere in der behaglichen Dachs-Höhle. Die unterirdische Behausung ist mit kleinen Gaben aus der Natur und einem Weihnachtsbäumchen geschmückt, was schön und einfach zugleich wirkt. Es kommt eben nicht auf große Geschenke, sondern auf die Gemeinschaft an.

Bad Dürkheim, 14.12.2019

Edgar unterwegs nach Weihnachten, Hohenlohe Tagblatt

Freude und Verzagen

Kindertheaterstück an der Eugen-Grimminger-Schule

Eigentlich sollte Edgar mit seinen Graugans-Kollegen in den Süden fliegen, aber lieber will er sich auf den Weg nach Weihnachten machen. Die jungen Besucher fanden schön.

Von Sonja Jaser

Schön ist es am See, wo Eichhörnchen, Igel und Dachs wohnen. So schön, dass der eigentlich nur zwischengelandete junge Gänserich Edgar beschließt, dort zu bleiben und auf eben jenes Weihnachten zu warten, von dem er schon so viele hat sprechen hören. Dumm ist nur, dass die Bewohner der Gegend sich gerade eher auf den Winterschlaf vorbereiten.

So sammelt das Eichhörnchen Nüsse, richtet sich der Igel in einem Blätterhaufen ein, und der mürrische Dachs ist mit seiner Höhle beschäftigt. Den Gast ficht das eigentlich nicht an, vielmehr hat er jede Menge Spaß mit dem locker fallenden Schnee und em plötzlich zugefrorenen See- bis dann die Kälte ihn verfroren, hungrig und verzagt zusammenkauert sieht und er zunächst so gar nicht auf Unterstützung rechnen kann.

Bis es zum glücklichen Ende kommt, bei dem die Tiere miteinander unter den Weihnachtsbaum sitzen und sich in heimeliger Atmosphäre Geschichten erzählen, kommt es zu einer nicht ganz einfachen Annäherung der Akteure mit ihren jeweiligen Eigenarten. Trotz aller Vorbehalte lernen aber die „Alteingesessenen“, den zu ihnen hereingeplatzten Neuankömmling zu verstehen und sich hingebungsvoll um ihn zu kümmern.

In einer Anordnung, die ein wenig an den Klassiker „Der Wind in den Weiden“ erinnert, tun dabei das muntere Eichhörnchen, der kreative Dachs als „Boss“ jeder letztlich das Seine, um über ihren Schatten zu springen und zum Gelingen beizutragen. Gemeinsam mit Edgar befinden sie sich in den behutsamen Händen von Stefanie Hattenkofer vom Figurentheater Hattenkofer, die ganz in Eigenregie „Edgar, unterwegs nach Weihnachten“ in Szene setzt. Sie ist erzählende Handelnde, Puppenspielerin, Bühnengestalterin, Beleuchtern und Tontechnikerin in einem und versteht es, die Geschichte in einer von ihr wunderschön eingerichteten und ausgefüllten Szenerie zu vermitteln.

Wenn sich dabei im Verlauf der Aufführung auch gewisse Probleme ergaben, so war deren Grund sicher nicht mangelnde Begeisterung der kleinen Besucher. Eher war daran ein Übermass vorhanden, das mit der sehr poetischen Darstellung zunehmend nicht mehr so gut klar kam. Die teilweise auch deutlich unter der angegebenen Altersgrenze befindlichen Kinder sind offenkundig das fleißige Mitmachen gewohnt und forderten dies zum Teil vehement ein. Das machte es der sehr detailreichen Aufführung teilweise sehr schwer, was ihrer hohen Qualität indes keinen Abbruch tut.

Hohenlohe Tagblatt, 21.12.2011

Los, kleiner Meierling, Sonntagsjournal Bremerhaven

Es war einmal ein sehr, sehr kleiner Mann

(...). Ihr neues Stück richtet sich an alle Theateranfänger ab vier Jahren, aber auch erfahrene Besucher haben sicher ihre Freude an der Mut machenden Inszenierung voller Poesie und Fantasie.

„Es war einmal“, beginnt Stefanie Hattenkofer ganz als klassische Märchenerzählerin. „Es war einmal ein Mann, ein kleiner Mann, ein sehr kleiner Mann.“ Zwischen einem weißen Stuhl, einem Garderobenständer und einer alten Blumenbank lernen die Zuschauer das winzige Hutzelmännchen Meierling kennen, das aus der Tasche der Puppenspielerin klettert und erst einmal die Taschentuch- Sommerbettdecke gegen den warmen Handschuh-Winterschlafsack austauscht. Überhaupt, die Jahreszeiten. Jede hat so ihre besonderen Begegnungen, und als die Singdrossel auf dem Weg nach Süden vorbeischaut, ist man schon mitten in der Geschichte.

Der kleine Meierling macht nämlich einen Herbstausflug zur Wetterspitze, die hoch oben auf den Garderobenständer lockt. Zum Glück hat er selbstgebackene Kekse dabei, an denen aber plötzlich auch die Ameisen Geschmack finden. Erst eine, dann zwei. Dann immer immer mehr – nichts wie weg!

Auf seiner abenteuerlichen Flucht gerät das Hutzelmännchen ausgerechnet in den dunklen Tann, wo es aber nicht dem gefürchteten Plompak-Monster in den Saugrüssel fällt, sondern seinen Artgenossen Kauderer trifft. Gemeinsam entdecken sie, dass der böse Plompak nur ein Mythos ist und den gegenseitigen Besuchen ab sofort nichts mehr im Weg steht.
Eine dreiviertel Stunde, bei der unter der Regie von Ulrike Andersen bis zum wunderschönen Schlussbild alles perfekt ineinander greift. Hattenkofer macht viel aus den wenigen Requisiten, lässt die Puppen tanzen und schlüpft unter dem Mantel in die Rolle des Plompak, der sich im Alptraum sogar noch verdoppelt. Meierlings Kletterei und Kauderers Rutschpartie sorgen bei den Kindern für laute Begeisterung, den Erwachsenen bleiben vielleicht eher die beiden Handpuppen im gefütterten Handschuh in Erinnerung. Ohne Frage, der kleine Meierling kommt in diesem tollen Stück richtig groß raus.

Ulrich Müller

Sonntagsjournal Bremerhaven, 01.12.2012

Los, kleiner Meierling, Nordsee Zeitung

Zum Panoramablick auf den Garderobenständer

Bremerhaven. Ein flotter Kerl, der kleine Meierling, der Hutzelmann mit den roten Wuschelhaaren. Beweglich, selbstständig – er lebt allein und backt sich sogar Kekse. Aber er ist klein, viel kleiner noch als die Kinder der Max-und-Moritz-Kindertagesstätte im Publikum. Und darum hat der Meierling immer ein bisschen Angst – vor allem vor dem Plompak im dunklen Tann.

Mit „Na los, kleiner Meierling“ hat sich Stefanie Hattenkofer, (...) ein wunderschönes Mutmacher-Märchen für Theateranfänger ausgedacht. „es war einmal“, beginnt sie – und das ist neu: Die Puppenspielerin tritt persönlich als Erzählerin auf, um die Geschichte dann in fließenden Übergängen mit zwei kleinen Puppen sowie originell eingesetzten Möbeln wie Garderobenständer, Stuhl und Blumenampel zu bebildern.

Ein Hut wird zum Bett des Meierlings, ein Handschuh zur Winterdaunendecke. Die Kekse sind echt, Hattenkofer futtert selber mit. Als die Singdrossel – eine große Feder – auf dem Weg nach Süden vorbeizwitschert, hält es den häuslichen Meierling nicht mehr. Mutig geht er auf zur Gipfeltour zur Wetterspitze.

Doch als die keksgierigen Ameisen ihn verfolgen, rettet sich der kleine Nichtschwimmer auf einen Baumstamm im wilden Fluss – und landet ausgerechnet dort, wo er nicht hinwollte: im dunklen Tann. Es raschelt: „Das ist ein Wolf“, ruft ein Junge. Ein Riesenspaß für die Kinder, wenn Meierling auf ein anderes Hutzelmännlein trifft, den Kauderer, der den Plompak ebenfalls fürchtet.

Die beiden freunden sich an, stellen fest, dass sie das Untier hingespinstig jeweils im Wohngebiet des neuen Freundes verortet hatten, und machen nun den Weg frei für gegenseitige Besuche.

Stefanie Hattenkofer erzählt 45 Minuten lang mit bestechend einfachen Mitteln. Sie lässt die Kekstüte wie ein Feuer knistern oder wie Ameisen knabbern. Der Mantel wird zum Felsen, zur Rutschbahn, zum Rüsselmonster. Der Schal taugt als Bergweg wie der Handschuh als Transportfisch. Als die Puppenspielerin alle Möbel wie Unterholz im Wald zusammenlegte, rief ein Mädchen: „Das darf man nicht.“ Von wegen: Hier ist der Mut zur Fantasie ebenso groß wie der Mut zu einer wundervollen Freundschaft.

S. Loskant

Nordsee Zeitung, 28.11.2012

Die Fiedelgrille und der Maulwurf, Teckbote

Ganz viel Kino im Kopf

Puppentheater Stefanie Hattenkofer zieht mit Janoschs „Die Fiedelgrille und der Maulwurf“ die Kinder in der ausverkauften Bastion in den Bann.

Von Günter Kahlert

Kindertheater ist für die Bastion eine sichere Bank: Immer ausverkauft und das seit nunmehr 30 jähren, da könnten manche anderen Künstler und Musiker fast neidisch werden. Für das diesjährige „Adventsstück“ ist Stefanie Hattenkofer vom Figurentheater München angereist. Mitgebracht hat sie „Die Fiedelgrille und der Maulwurf“, basierend auf der gleichnamigen Geschichte von Janosch.

Worum geht es? Die kleine Grille ist eine begeisterte Geigenspielerin, wird aber von einem bösen König, der Musik verbietet und alle Instrumente vernichtet, aus ihrem Land vertrieben. Sie findet eine neue Heimat-Wiese und erfreut mit ihrer Musik den ganzen Sommer lang alle Tiere dort. Als aber der Winter anbricht, kuschelt sich jeder in sein eigenes Haus und knabbert an seinen Vorräten. Nur die Grille bleibt zurück. Sie geht von einem zum anderen, aber keiner ist bereit, ihr zu helfen. Da lädt der Maulwurf sie zu sich ein. Sie kochen Suppe, kuscheln sich zusammen und die Grille macht Musik - Happy End.

Stefanie Hattenkofer setzt das mit minimaoistischen Requisiten um.Zu Beginn sind da nur schwarze Vorhänge im Hintergrund, auf der Bühne ein Notenständer, ein Tisch, ein Garderobenständer und ein Stuhl mit Geigenkasten. Auch verschiedene Tücher, die sie während der Aufführung aus Ihrer Bauchtasche zieht, werden vor den Augen der Kinder in Tiere „verwandelt“. Da ist die Maus, der Rüsselkäfer, zwei Schnecken - jeweils noch mit unterschiedlichen Stimmen ausgestattet. Auch die Sommerwiese und die Schneelandschaft sind lediglich eine grüne oder weiße Stoffbahn. Die einzigen wirklichen Figuren sind die beiden Hauptdarsteller, die Grille und der Maulwurf. „ Mit so wenig Requisiten zu arbeiten ist natürlich anstrengend“, meint Stefanie Hattenkofer dazu, „aber hier geht es darum bei den Kindern das `Kopfkino` anzuknipsen, ihre Fantasie zu animieren.“ Da wird aus einem Mantel ein Maulwurfsbau, aus dem Notenblatt der Grille ein Zugvogel oder aus dem Geigenkasten der Bau des Rüsselkäfers.

Eins zu eins hat Stefanie Hattenkofer die Janosch-Geschichte nicht übernommen. Im Original gibt es den bösen König nicht und im Stück des Figurentheater Hattenkofer flüchtet die kleine Geigenspielerin aus einem Land, in dem sie wegen des Musik hassenden Despoten kein Zuhause mehr hat. „Als wir die Geschichte für die Bühne entwickelt haben, wurde die Flüchtlingsproblematik immer aktueller“, erzählt Stefanie Hattenkofer, „und es war uns wichtig, dass auch die Kinder sich mit so einem Thema beschäftigen.“ Klar verstehe man die Maus, die nichts von ihren Nüssen abgeben will, oder den Rüsselkäfer, der den ganzen Platz in seinem Bau für sich beansprucht. Den „Joker“ ziehe aber der Maulwurf. Er hat jemanden, muss nicht mehr allein sein, man rückt halt zusammen. „Natürlich verstehen die Kleinen nicht die politische Dimension“, erläutert die Figurenspielerin den Hintergrund, „aber, dass es ein Wert ist, etwas abzugeben, verstehen auch dreijährige.“

Zwei Jahre arbeitet die Künstlerin an solchen Stücken, feilt an der Sprache, an Mimik und Gestik, arbeitet mit Regisseuren zusammen und hinterfragt immer wieder den Ansatz. Bevor ein Stück ins Tourenprogramm aufgenommen wird, hat es noch einen besonders strengen Test zu bestehen: Stefanie Hattenkofer führt es ihren eigenen zwei Kindern vor.

Ob ein Stück bei den Kindern wirklich ankommt, dafür gibt es vor Ort einen ganz simplen Indikator: bleiben die Kinder still, oder wird es schnell unruhig. In der voll besetzten Bastion jedenfalls waren die Kinder mucksmäuschenstill still, 45 Minuten lang.

Teckbote, 08.12.2018

Die kleine Raupe, Süddeutsche Zeitung

Zauberhafte Metamorphose ohne Pädagogik

„Die kleine Raupe“ begeistert als Figurentheater das junge Publikum im „alten kino“ Ebersberg

Ebersberg Eine gelbe Baskenmütze an einer Wäscheleine, ein zerfetzter Regenschirm und ein paar aufeinandergestapelte Obstkisten- kaum vorstellbar, dass sich diese ja nun nicht gerade natürlichen Gegenstände in den Lebensraum von Raupe und Maus verwandeln können. Doch als Stefanie Hattenkofer gestern im „alten kino“ im Rahmen des von der SZ gesponserten „Lampenfieber“ Festivals das Figurentheater „die kleine Raupe“ aufführte, würde der alten Mütze ganz schnell ein Vollmond, der hoch in der Luft schwebt, und der Schirm spielte ein großes, zerfressenes Blatt.

Die Geschichte der kleinen Raupe, die nicht satt wird, kennt wohl jeder. Sie frisst und frisst alles, was ihr gerade in die Quere kommt. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Apfelsinen und schließlich sogar die gesamte Einrichtung im Obstkistenhäuschen der kleinen Maus, worüber sich diese natürlich ganz fürchterlich ärgert, alles scheint köstlich zu schmecken. Der Handlungsablauf ist sehr schlicht, und doch verfolgen die kleinen Zuschauer jede Szene mit größter Aufmerksamkeit. Denn mit Hilfe verschiedenster Mittel schafft die Figurenspielerin es, ein überaus abwechslungsreiches Stück zu präsentieren. Zum eine ist es die Sprache, die das Publikum zum Lachen bringt, außerdem lassen fließende Bewegungen die Figuren sehr lebendig erscheinen. Und manchmal ist Stefanie Hattenkofer auch selbst mittendrin im Geschehen. So schlüpft die kleine Raupe auf der Suche nach Essen plötzlich in Ihren Pullover und beginnt, die Spielerin ganz fürchterlich zu kitzeln.

Als dann beim Fressen laute Schmatzgeräusche erklingen, klatschen einige Kinder vor Freude in die Hände. Und auch sonst sind die Zuschauer voller Elan dabei. Als die Maus noch Rätselt, wo denn nur die Raupe steckt, und dabei wieder lispelt, was das Zeug hält, sind einige Sachkundige schon längst dahinter gekommen. Laut wird von allen Ecken „eingepuppt“ gerufen. Da haben sie auch recht, die kleinen Experten.

Wenig später entnimmt Hattenkofer dem Kokon einen riesengroßen Schmetterling. Zauberei könnte man meinen und denkt dabei an Männer, die weiße Hasen aus ihrem Hut holen. Stefanie Hattenkofer legt großen Wert darauf, einmal den „pädagogischen Zeigefinger in der Hosentasche zu lassen“ und „eine Bindung zwischen Zuschauer und dargebotenem Geschehen „ herzustellen. Das hat sie auch geschafft. Als Schmetterling und Maus am Ende in die Ferne schweben, tönt aus vielen Reihen ein lautes „Schade!“

Süddeutsche Zeitung, 21.11.2003

Die Elfe und das Sonnenei, Figurentheater Treff-Festival in Mödling

figuren theater treff zwischen raum resümée

Die Gastbühnen des heurigen Figuren Theater Festivals beeindrucken mit fantasievollen Stücken, in denen herbstliche Naturwunder gezeigt, betrachtet, erspürt und erspielt werden.(…)

Im zweiten Stück, „Die Elfe und das Sonnenei“, von Stefanie Hattenkofer auf die Bühne gebracht, entsteht das Bühnenbild erst, indem sie nach und nach Hut, Mantel und Schal ablegt. Sie baut sich eine Art Hochstand, von dem aus sie Vögel beobachtet. Von ihren Kleidungsstücken verhangen wird er auch zum Waldboden, auf dem sich Elfen und Wichtel herumtummeln und neugierig ihre Nasen in fremde Nester stecken, wie etwa das des Wiedehopfs.

Das Stück verbindet Wissenswertes über Zugvögel mit Sequenzen, die ohne Sprache auskommen und nur von der Choreographie der Figuren leben, wie auch mit dem frechen Witz der filigran gestalteten Puppen, die von ihrer Phantasie, zu der sie alles, was sie entdecken, anregt, bis zur Sonne getragen werden. Immer wieder taucht die Ornithologin auf, erspäht mit dem Feldstecher Blaumeisen, Wiedehopfnester, frisch geschlüpfte Jungvögel, und verschwindet wieder, geschickt getarnt, sodass die Vögel sie für einen Baum halten, mit dem dunklen Hintergrund verschmelzend, kaum merkbar die Figuren zum Leben erweckend. Durch eine reigenartige Bildpoesie kommt es zu einer indirekten Interaktion nicht nur zwischen der vogelbegeisterten Waldbesucherin und den Vögeln, sondern auch zwischen Wichtel und Elfe, sowie zwischen den beiden Figuren und der Vogelforscherin: durch die von ihr liegen gelassene Mandarine, ergeben sich für die kleinen Waldbewohner Fragen über Fragen. Gezwitscher liegt in der Luft und die Ahnung, dass da gleich ein Luftdrache oder ein Feuervogel aus dem Ei schlüpfen könnte, oder gar die Sonne selbst…

Manon Bauer

Kritik Figurentheater Treff-Festival in Mödling, 25.10.2018